Ja es ist wahr und ich stehe dazu. Ich bin eine waschechte Rheinländer, gebürtig aus der Wiege der Weiberfastnacht, dem rechtsrheinischem Stadtteil Beuel von Bonn. Nachdem ich mich vor ein paar Jahren vom aktiven Vereinskarneval verabschiedet habe, ist mir der Spaß an unserer Tradition vergangen. Schade, aber daher ich seinerzeit nix verpasst habe, finde ich das nun völlig in Ordnung. Mein Lieblingsmann und ich nutzen die jecken Tagen daher für Kurztripps. Da wir, meinem Job geschuldet, generell während der Schulferien verreisen müssen, freuen wir uns auf diese etwas ruhigere Reisezeit.
In diesem Jahr stand das Frankenland auf dem Plan. Genauer gesagt Würzburg in Unterfranken und Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken. Die Orte liegen nur ca. 70 km auseinander und können daher wunderbar in Etappen abgearbeitet werden. Die Städtchen sind beide sehr unterschiedlich und haben dennoch eines gemeinsam – gute Restaurants. Was will man mehr!? Ehrlich gesagt, war ich sogar mehr als positiv überrascht über die kulinarischen Möglichkeiten. Immer noch regional, traditionell und „gut bürgerlich“ aber das mit frischen Ideen, dem gewissen Pfiff und hoher Qualität. Genau so wie ich bzw. wir es mögen. Auch kommen im Frankenland auch die Getränke nicht zu kurz. Wein und Bier – alles in guter Auswahl. Doch zu diesem Thema verweise ich auf den Blogbeitrag von meinem Lieblingsmann. DinkLabor, denn für Getränke ist bei uns der Herr des Hauses zuständig.
Los ging es in Würzburg. 2 Nächte hatten wir hier geplant und somit auch zwei Abendessen. Was die Stadt anging, so hatten wir uns da wenig vorbereitet. Manchmal muss man sich auch treiben lassen. Gewohnt haben wir außerhalb der Altstadt, im Hotel Wittelsbacher Höh. Ein kleiner Fußmarsch von 20 Minuten und man befindet sich direkt an der Alten Mainbrücke und damit am Eingang zur Altstadt. Diese hat eine überschaubare Größe und kann gemütlich durchschlendert werden. Auf jeden Fall sehenswert ist die Residenz – UNESCO-Weltkulturerbe. Wenn es sich ergibt, einfach die Führung mitmachen (ist im Eintrittsgeld enthalten). Balthasar Neumann hat sich hier ordentlich ausgetobt. Natürlich sollte man auch nicht die Festung Marienburg verpassen. Nachdem man wieder über die Alte Mainbrücke die Altstadt verlassen hat, geht ein direkter Weg zur Festung, die man dann nach ca. 10 Minuten erreicht. Von hier aus hat man einen tollen Blick über Würzburg und kann sich das alte Gemäuer von allen Seiten anschauen.
Und von dem vielen hin und her laufen und alten Steinen anschauen wird man irgendwann hungrig. Orientierung finden wir in fremden Städten immer bei Tripadvisor. Auch hier war das wieder einmal so. Am Anreisetag haben wir uns für das fränkische Restaurant und Weinhaus Zum Stachel in der Altstadt entschieden. Das Ambiente entsprach schon mal gleich unseren Vorstellungen von einem gemütlichen Weinhaus. Ein wunderschöner Gastraum mit altem Holz. Mittendrin ein schöner Ofen, der für behagliche Wärme sorgt. Nach einem Blick in die Speisekarte waren wir extrem erfreut. Von traditionell, über deftig bis leicht und frisch. Wir entschieden uns für Gerichte von der Tageskarte. Mir war nach Fisch und somit viel meine Wahl auf das Filet vom norwegischen Skrei mit Safranrisotto, gebratenem grünen Spargel und Krustentierschaum. Mein Lieblingsmann entschied sich für das Hirschgulasch mit Schwarzwurzelstrudel und Serviettenknödel. Da zum Schluß noch eine ganz kleine Ecke Platz war, haben wir uns für eine Dessertteilung entschieden. Schokoladenkuchen mit Cognaceiscreme und Himbeercoulis. Alle Gerichte waren toll! Geschmacklich perfekt abgestimmt, auch bei dem traditionellen Hirsch wurde eine junge Idee eingebracht (Schwarzwurzelstrudel) und ein Nachtisch zum niederknien. Die Weinkarte bietet eine schöne Auswahl an offenen Weinen, die im 1/4 l ausgeschenkt werden sowie Flaschenweinen.
Für den zweiten Abend hatten wir eine Tischreservierung im fränkischen Gasthaus Alte Mainmühle, direkt an der Alten Mainbrücke gelegen. Sehr schön: es gibt einen Ausschank für sozusagen Wein to go. Man bestellt ein Glas Wein, hinterlegt Pfand für das Glas und stellt sich damit auf die Alte Mainbrücke. Die Brückenmauer dient als Abstellplatz für’s Getränk. Ein Platz zum sehen und gesehen werden und offensichtlich DER Treffpunkt. Denn ab dem späten Nachmittag ist hier mal richtig was los. Für mich fällt sowas unter die Kategorie Lebens- und Genussfreude. Wir hatten einen Tisch im hinteren Bereich des Gasthauses bekommen. Die Einrichtung war, ich nenne es mal, traditionell modern. Helles Holz, nette Deko-Asseccoires, freundlich und gemütlich. Auch die Speisekarte bezeichne ich als traditionell modern. Zum warm werden haben wir das Mühlen-Dreierlei gewählt. Hausgemachtes Griebenschmalz, Gerupfter (Obatzda) und Kochkäse mit eigenem Sauerteigbrot und einem 1/8 l Mühlenschoppen. Das war schön fränkisch und ein guter Anfang. Übrigens auch perfekt, wenn man einfach nur eine Kleinigkeit zum Wein möchte. Beim Hauptgang gab es dann für meinen Lieblingsmann Maultaschen mit einer Feigen-Ricotta Füllung und Parmesan. Mich hat die Abteilung „Franken geht fremd“ angesprochen und somit gab es hausgemachte Lammbratwürste mit Chili und Ruccola verfeinert an Hummus-Kartoffelpüree dazu gebratene Auberginenscheiben und Feigen-Kreuzkümmelchutney. Was soll ich sagen. Ich kann leider nur Bilder zeigen. Das tolle Geschmackserlebnis bleibt mir vorbehalten. Auch hier gibt es wieder eine schöne Auswahl an offenen Weinen die im 1/8 l und 1/4 l ausgeschenkt werden. Darüber hinaus, wie es sich im fränkischen Weinland gehört, Flaschenweine aller Kategorien. Wem nicht nach Wein ist, der kann auf verschiedene Biere ausweichen – unter anderem auch Saisonbiere.
Damit wären wir dann auch an dem Punkt des Ortswechsels angekommen. Es ging für die nächsten 2 Übernachtungen nach Rothenburg ob der Tauber ins Hotel Garni Hornburg. Die Lage des Hotels ist perfekt für dieses, von der alten Stadtmauer vollständig umrahmte, Städtchen. Gleich vor der Stadtmauer gelegen, rechts und links ein Stadttor. So muss man sich mit dem Auto nicht durch die lauschige Altstadt quälen, ist aber dennoch so gut wie mittendrin. Das Hotel ist eine alte Villa, die sehr liebevoll eingerichtet ist. Inhaberin und Personal sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Übrigens: Rothenburg stand für Disney’s Pinocchio Pate. Es ist eine wunderschöne alte Stadt, die teilweise gut erhalten und teilweise im alten Stil wieder aufgebaut wurde. Es macht einfach nur Spaß die vielen kleinen Gässchen zu durchlaufen, immer den Blick nach oben auf die Häuser. Aber auch einige Museen stehen zur Auswahl. Leider sind in der Zeit von Januar bis März einige davon geschlossen. Wir hatten Glück beim Kriminalmuseum und Reichsstadtmuseum. Beide, für Menschen die es interessiert, sehr schön. Da wurde ganz schön viel „altes Zeug“ zusammengetragen. Berühmt ist Rothenburg auch für die Weihnachtsschmuckläden von Käthe Wohlfahrt. Da kommt man natürlich nicht dran vorbei und ein Besuch im Weihnachtsmuseum gibt noch so einige Infos zur Geschichte des Weihnachtsbaums und Baumschmucks.
Und auch hier macht man wieder die Erfahrung Kopfsteinpflaster macht hungrig. Am ersten Abend hat sich die Auswahl sehr reduziert, da viele Restaurants und Gasthäuser sonntags Ruhetag haben. Auch gut, fällt die Wahl nicht so schwer! Dennoch haben wir eine gute Entscheidung getroffen, als wir im Hotel Restaurant Herrnschlösschen einen Tisch für den Abend reservierten. Das alte Gemäuer ist mit modernen Akzenten eingerichtet und wirkt dadurch leicht edel. Die Speisekarte auch hier wieder traditionell mit Pfiff. Das macht wirklich Spaß! Ausnahmsweise haben wir uns beide für das gleiche Gericht entschieden. Dem Dreierlei aus dem Ländle. Rindsbacke in Kräuterkruste, Schweinefilet in Schwarzwälderschinken und Wildbratwurst dazu hausgemachte Spätzle. Die Rindsbacke und Wildbratwurst waren eine echte Offenbarung. Das Schweinefilet hat wunderbar den Rauchgeschmack vom Schwarzwälderschinken angenommen, war nur leider einen Tick zu lange in der Pfanne und daher trocken. Und da wir schon mal dabei waren, dass wir uns nicht für unterschiedliche Gerichte entschieden, haben wir das beim Dessert gleich auch noch durchgezogen. Angeboten wurde eine Desservariation ab 2 Personen. Her damit und kurz darauf haben wir große Augen gemacht. Vor uns stand eine Etagere mit 5 verschiedenen Desserts für jeden. Eiscreme, Sorbet, Parfait, Kompott und Mousse – der Wahnsinn.
Am Vorabend war uns bereits ein kleiner Laden mit Imbis aufgefallen, die Ritterrolle. Also, war unser Mittagssnack am zweiten Tag geklärt. Wir entschieden uns für die Knappenrolle. Ein dünner Fladen wird mit Schmand bestrichen und mit Zwiebeln und Schinken belegt. Das Ganze dann kurz gebacken, zusammengerollt und schon ist der Mittelalter-Snack fertig. Sehr schöne Idee! Der Imbiss ist gleichzeitig auch noch ein Laden für kleine Leckereien. Eine große Auswahl an eingeweckten Lebensmitteln stehen bereit sich erwärmen zu lassen. Oder man kauft sie für ein schnelles Essen Zuhause. Desweiteren gibt es Öle, Essige, Gewürze, Liköre, Öllampen, Kerzen ….
Für den zweiten Abend in Rothenburg und letzten unseres Kurztripps haben wir uns für eine rustikale Variante entschieden. Im ältesten Haus Rothenburgs befindet sich die mittelalterliche Trinkstube Zur Höll. Ein richtiges kleines Knusperhäuschen – von außen und innen. Die Speisekarte ist klein und typisch Weinhaus. Darüber hinaus nennt uns der Kellner noch 4 Tagesgerichte, darunter ein Wildschweingulasch mit Serviettenknödel, welches mein Lieblingsmann wählt. Mir war nach den vorherigen Schlemmertagen mal nach etwas einfachem. Da kam mir der Teufelsspieß mit Salat und Brot gerade recht. Rindersteak und Schweinefilet perfekt gebraten auf einem Spieß mit Paprika, Aubergine, Zucchini und Zwiebel, dazu Pfeffersauce. Beide Gerichte waren herrlich unkompliziert und doch so gut. Da wir uns in einem Weinhaus befanden, war natürlich auch die Weinauswahl wieder einmal sehr schön. Offene Weine, Flaschenweine und echte Raritäten standen auf der Karte.
Mein Fazit: Das Frankenland bietet sich wirklich für eine kleine Schlemmerreise an. Es wird Wert auf Tradition gelegt, jedoch ist man der modernen Küche nicht verschlossen. Die Kombination macht es interessant. Begleitend zum Essen gibt es viele Biere und noch mehr Weine. Also, jeder wird hier gut versorgt.
©Kocheule
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