High Tea – Ein englischer Sonntagnachmittag auf dem Petersberg

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Eine ganz besondere Ehre wurde mir zuteil. Das Steigenberger Grandhotel Petersberg Königswinter (bei Bonn) hatte mich, sowie die Blogger Leo vom Drinklabor und Tanja von Vielweib on Tour, zu einer kleinen Hausbegehung und anschließendem High Tea eingeladen. Begleitet wurden wir dabei von der Gästeführerin Soledad Sichert.

Der Petersberg – ein sehr geschichtsträchtiger und damit interessanter Ort. Vor allem dann, wenn man selber Bonnerin ist. Im Hotel auf dem Plateau des Berges wurde 1949 das „Petersberger Abkommen“ von Bundeskanzler Konrad Adenauer entgegengenommen. In den Jahren zwischen 1955 bis 1969 wurde das Hotel als Residenz für hohe Staatsgäste genutzt. Darunter Schah Mohammed Reza Pahlewi mit Kaiserin Soraya und Königin Elisabeth II.. Ihr verdanken wir übrigens die heute sehr gut befahrbare breite Straße hinauf auf den Petersberg.

Die Bundesrepublik Deutschland hat den Petersberg mit allen Gebäuden 1978 erworben, jedoch erfolgte die Eröffnung erst im August 1990. Zu dem Zeitpunkt war schon fast klar, dass Berlin die künftige Hauptstadt wird. Trotz Berlinumzug blieb der Petersberg auch weiterhin das Bundesgästehaus für Staatsoberhäupter und Regierungschefs nebst Ministern und Delegationen. Die Bundesregierung hat zwar mittlerweile kein Erstbelegungsrecht mehr, aber dennoch ist es ein wichtiger und oft genutzter Ort für die Regierung. Das Hotel wird als Steigenberger Grandhotel geführt. Mit 88 Zimmer und 11 Suiten ist die Hotelgröße angenehm  klein. Dafür bietet das Haus 14 Veranstaltungsräume für bis zu 1000 Personen. Die Suiten sowie Veranstaltungsräume sind nach den Bundesländern benannt und mit wertvollen Antiquitäten und Kunstwerken ausgestattet.

Soledad Sichert hat uns mit kleinen Geschichten und Anekdötchen auf eine nette und charmante Art einen Einblick in den Mythos Petersberg gegeben. Zu sehen bekamen wir unter anderem eine der Suiten, verschiedene Bankettsäle, die Stelle an denen stundenlang die Staatsgäste begrüßt werden sowie der Rückzugsort für den Gastgeber wenn die Füße nicht mehr können (Präsidentenzimmer). Besonders spannend fand ich die „Katagomben“. Der Weg auf das Dach, um einmal von ganz oben eine traumhafte Aussicht genießen zu können, oder vom Bankettsaal durch eine Anrichteküche in die hinteren Flure und wieder zurück in die Lobby.

Aber das Steigenberger Grandhotel kann nicht nur Prunk. Nein, auch der „einfache“ Wanderer oder Ausflügler kommt hier auf seine Kosten. Bei guter Wetterlage ist die Terasse des Restaurant Rheinterassen geöffnet. Nebenan gleich ein Biergarten, wodurch für jede Zielgruppe gesorgt ist. Sollte der Wettergott mal nicht so freundlich sein, hat man auch aus dem Restaurant und dem Bistro Café einen herrlichen Panorama-Blick.

Nun aber genug zur Geschichte. Kommen wir zum Wesentlichen, dem High Tea. Seit 3 Monaten kann man nun auch hier die britische Teekultur immer sonntags von 15:00h – 17:00h genießen. Das Motto ist dabei, wie generell im Haus, bitte alles hochwertig. Um zuerst einmal die Teefrage zu klären, stand uns die Tee-Sommelière (in Ausbildung) Anja Lange zur Hilfe. Insgesamt gibt es drei Tee-Sommeliere im Hause, damit immer die Anwesenheit von mindestens einem gewährleistet ist. Die Teekarte ist sehr umfangreich und exquisite, da verliert man schon mal den Überblick und ein paar Tipps sind hilfreich. Perfekt vorbereitet wird dann der gewählte Tee mit einer Eieruhr serviert, damit die Teezeit genau eingehalten werden kann. Alles weitere zum Thema Tee überlasse ich meinem Lieblingsmann und ebenfalls Teilnehmer dieses tollen Events Leo vom Drinklabor.

Küchenchef Alexander FriesKommen wir nun zu meiner Abteilung beim High Tea, den Speisen. Küchenchef Alexander Fries begrüßte uns mit den ersten Leckereien, die nicht kalt werden konnten. Eine Auswahl an Früchten, selbst gemachten Pralinen und Nussecken strahlten uns geradezu von einer Platte an. Das ich hier nicht von der gemeinen Nußecke spreche, wird sicherlich klar sein. Nein, eine Mischung aus hochwertigen Nüssen in Verbindung Orange und feiner Schokolade … viel zu lecker!

Chef Pâtissière Jennifer KauschDann stieß die Chef-Pâtissière Jennifer Kausch zu unserer illustren Runde. Junge 26 Jahre und voller Begeisterung für Ihren Job. Seit 1,5 Jahren ist sie im Steigenberger Grandhotel als Chef-Pâtissière tätig und kreiert ihre süßen Kompositionen. Wichtig ist ihr, dass alles selbst und frisch gemacht wird. Und genau das spiegelt sich hier wieder. Detailverliebtheit, Genauigkeit und guter Geschmack – eine Kombination die Leckereien aller erster Klasse garantiert. Aber auch Jennifer Kausch kam nicht mit leeren Händen. Zwei vielversprechende Etageren wurden uns kredenzt. Alleine der Anblick war schon eine Augenweide.

Darauf zu finden war alles, was ein High Tea zu bieten hat. Vorneweg der absolute Klassiker einer jeden Tea Time – Scones mit Clotted Cream. Ganz frisch und warm, mit und ohne Rosinen, lagen sie da und harrten ihrem Schicksal. Da wir einige Zeit darauf verwendeten schöne Bilder zu machen und uns sehr ausgiebig mit Jennifer Kausch unterhielten, hatten wir vergessen zu essen. Somit waren die Scones schon etwas ausgekühlt. Das hat jedoch dem Geschmack keinen Abbruch getan. Sie waren genau so, wie Scones sein müssen. Buttrig, zart, außen leicht knusprig … Sehr gut fand ich auch die gewählte Größe der Scones. Auf den britischen Inseln haben die Scones in der Regel die Größe um eine Hauptspeise damit zu ersetzen. Das wäre bei einem High Tea keine gute Idee, denn es gibt ja noch viel mehr außer Scones. Perfekt auch die dazugehörende Clotted Cream. In Deutschland ist die nicht in jedem Supermarkt zu finden und daher freut man sich doch immer wieder, wenn sie auf dem Tisch steht. Dazu wurden drei verschiedene Marmeladen, selbstverständlich selbstgemacht, gereicht. Eine Beeren-, den englischen Klassiker Bitterorange- und Maracuja-Pfirsich-Marmelade. Alle drei wunderbar fruchtig und nicht zu süß. Jetzt musste nur noch geklärt werden, ob beim Verzehr die in Devon oder in Cornwall angewendete Technik verwendet wird, also Scone halbieren und dann Clotted Cream unten und Marmelade drauf oder umgekehrt. Wir haben es mit der Devinshire Art gehalten. Letztendlich ist es für das Ergebnis aber auch völlig egal. Die Scones schmecken mit beiden Methoden!

Nach der ersten kleinen Pause und weiteren netten Gesprächen mit der Chef-Pâtissière, arbeiteten wir uns langsam durch die anderen Leckereien auf den Etageren. Lauernd lagen da ein großes Macaron und ein Käseküchlein. Beides ganz bewusst so gemacht, dass man teilen muss. Denn auch das ist traditionell beim High Tea. Man nimmt sich Zeit und genießt, dass man diese gemeinsam verbringen darf. Und was ist da besser als etwas zu teilen?! Des weiteren befand sich auf der mittleren Ebene der Etagere noch eine Mousse au chocolat oder besser gesagt „Petersberger Creme“. Eine Spezialität des Hauses, dem ich nur zustimmen kann. Locker, leicht, schokoladig und ein Hauch Orange. Sehr fein gemacht. Das Ganze dezent und wunderschön angerichtet bzw. dekoriert.

Nun ging es an die oberste Etage und damit zu den Sandwiches. Dabei hat der Küchenchef die britische Tradition übernommen. Räucherlachs-, Gurken-, sowie Schinken-Käse-Sandwiches in perfekter Größe und mit Weißbrot ohne Rinde. Was das Gurken-Sandwich betrifft muss ich sagen, habe ich noch kein besseres gegessen habe. Oft sind diese etwas geschmacksneutral. Das war hier definitiv anders und damit eine angenehme Überraschung.

Den High Tea auf dem Petersberg sollte man auf jeden Fall einmal genießen und ein Sonntagsausflug ins Siebengebirge ist doch immer wieder schön. Für 28,00 €/p.P. bekommt man eine Auswahl an erstklassigen Tees und Speisen, die seines Gleichen suchen. Für 35,00 €/p.P. wird ein Lady’s High Tea bzw. Gentleman’s Tea geboten. Dieser wird ergänzt durch einen Brandy, Single Malt Whisky oder Cognac für den Herren, bzw. einem Gläschen Champagner oder Kir Royal für die Dame. So kann man es sich mal richtig gut gehen lassen. Wichtig: Reservierung nicht vergessen! Ich habe den Nachmittag wirklich sehr genossen und daher von mir ganz klar „Daumen hoch“.
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©Kocheule

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